Unter Wittelsbacher Obhut

Im Osten Bayerisch-Schwabens, in Aichach, liegen die Wurzeln der Wittelsbacher. Ein neues Buch stellt erstmals die wechselhafte Geschichte des Auf- und Ausbaus der Stiftung Wittelsbacher Ausgleichsfond vor.

Zahlreiche historische Orte in und um Aichach erzรคhlen noch heute vom berรผhmten Adelsgeschlecht der Wittelsbacher โ€“ der Landkreis Aichach-Friedberg trรคgt nicht umsonst auch den Namen Wittelsbacher Land. In Aichach-Oberwittelsbach zeugen Mauerreste ihrer Stammburg von ihnen. 700 Jahre war das Adelsgeschlecht in Bayern an der Macht. Bis November 2023 erzรคhlt davon auch die aktuelle โ–บ Ausstellung im Aichacher Zeughaus, Aichach โ€“ Wiege der Wittelsbacher.

Ein neues, 400-seitiges Buch stellt nun erstmals die Geschichte des so genannten Wittelsbacher Ausgleichfonds dar. Der Band Der Wittelsbacher Ausgleichsfond โ€“ die wechselvolle Geschichte von der Grรผndung bis in die Gegenwart (Verlag Friedrich Pustet) erzรคhlt von 100 Jahre Bewahrung von Kunst und Tradition in Bayern, ermรถglicht durch die Stiftung. Der umfangreiche Text-Bild-Band wurde herausgegeben von โ–บ Prof. Dr. Dieter WeiรŸ und โ–บ Dr. Markus Mรผller vom Institut fรผr Bayerische Geschichte der Ludwig-Maximilians-Universitรคt Mรผnchen.

Kunst- und Architekturschรคtze

Die Herausgeber und zahlreiche weitere renommierte Autoren werfen einen Blick aus jeweils unterschiedlichen Perspektiven auf die wechselvolle Geschichte des Wittelbacher Ausgleichsfonds (WAF), die ihm รผberantworteten Kunst- und Architekturschรคtze, und seine Leistung fรผr die Bewahrung dieses Teils der kulturellen Identitรคt des Freistaats Bayern fรผr kรผnftige Generationen.

Der WAF wurde durch den Bayerischen Landtag vor 100 Jahren, am 9. Mรคrz 1923, per Gesetz ins Leben gerufen. Der Fonds wurde als Instrument des Ausgleichs der gegenseitigen Vermรถgensinteressen des Freistaats Bayern und des vormaligen Bayerischen Kรถnigshauses gegrรผndet. Seither bewahrt der WAF die ihm รผberantworteten Schlรถsser und Kunstsammlungen und macht diese der ร–ffentlichkeit in allen sieben Regierungsbezirken Bayerns zugรคnglich. Die Stiftungskonstruktion ist ihrer Natur nach so angelegt, dass die unersetzlichen Kunstschรคtze des frรผher regierenden Hauses Wittelsbach unabhรคngig von den wechselvollen Zeitlรคuften und politischen Verรคnderungen bewahrt werden. ~ [pm/auxlit]


Im Buch werden erstmals die wechselhafte Geschichte des Auf- und Ausbaus dieser Stiftung, ihre rechtlichen Grundlagen sowie รถkonomische Aspekte von der Grรผndung bis in die Gegenwart dargestellt. Ein zweiter Teil im Buch widmet sich dem Kunst- und Kulturbesitz, insbesondere den umfangreichen Bestรคnden des Wittelsbacher Ausgleichsfonds, die sich in verschiedenen staatlichen Museen befinden.

Nach langen Verhandlungen verabschiedete der Bayerische Landtag im Mรคrz 1923 das Gesetz รผber die Errichtung des Wittelsbacher Ausgleichsfonds. Dieses regelt den Ausgleich zwischen dem Haus Wittelsbach und dem Freistaat Bayern, der den Rechtsanspruch des ehemaligen Kรถnigshauses auf Entschรคdigungen fรผr verlorenes Hausvermรถgen anerkannt hatte. Zugleich waren beide Seiten daran interessiert, die umfangreichen, unermesslich wertvollen Kunstsammlungen der Wittelsbacher dauerhaft fรผr die ร–ffentlichkeit zu sichern.

Aus privaten Mitteln des Hauses Wittelsbach erworben, waren diese bereits vor 1918 zum grรถรŸten Teil in den staatlichen Museen ausgestellt, wo sie bis heute zum Kern der Sammlungen zรคhlen. Gemeinsam schloss man ein รœbereinkommen: Der Staat schuf den Wittelsbacher Ausgleichsfonds, eine Stiftung des รถffentlichen Rechts, als Trรคger und Verwalter von Schlรถssern, Kunstsammlungen, Immobilien, Land und Forst sowie Kapitalvermรถgen. Dabei wurden zwei Stiftungszwecke definiert: Zum einen sorgt der Wittelsbacher Ausgleichsfonds fรผr die dauerhafte Bewahrung der Kunstschรคtze fรผr die ร–ffentlichkeit, zum anderen erwirtschaftet er Ertrรคge, um die Versorgung der Familienmitglieder zu gewรคhrleisten.


Zum WITTELSBACHER AUSGLEICHSFONDS

Seit seiner Grรผndung 1923 unterhรคlt der WAF Kunst- und Kultureinrichtungen, die bei Besucherinnen und Besuchern aus aller Welt auf groรŸes Interesse stoรŸen. Er finanziert sich ausschlieรŸlich aus dem eigenen Stiftungsvermรถgen ohne zusรคtzliche Zahlungen aus dem bayerischen Staatshaushalt. Die รœberschรผsse seiner Tรคtigkeit dienen der Versorgung der Angehรถrigen des Hauses Wittelsbach, als Ausgleich fรผr den seinerzeitigen Vermรถgensverzicht der Familie Wittelsbach fรผr den Verlust ihres Hausguts nach Beendigung der Monarchie.

Zum wichtigsten Stiftungsbesitz zรคhlen die umfangreichen und wertvollen Kunstsammlungen, die der ร–ffentlichkeit รผberwiegend in staatlichen Museen und Sammlungen dauerhaft unentgeltlich zur Verfรผgung gestellt werden. Daneben sind die Schlรถsser Berchtesgaden und Hohenschwangau, das dort ansรคssige Museum der bayerischen Kรถnige sowie die Grablegen der Wittelsbacher in den Mรผnchner Kirchen St. Michael und St. Kajetan hervorzuheben. Neben diesen historischen Stรคtten, die zu den identitรคtsstiftenden Kulturschรคtzen Bayerns gehรถren, unterhรคlt der WAF in nennenswertem Umfang land- und forstwirtschaftliche Flรคchen, Immobilien und Finanzanlagen sowie am Standort Hohenschwangau auch eine Reihe von Tourismusdienstleistungen.

Weitere Informationen unter โ–บ www.waf-bayern.de


Markus C. Mรผller & Dieter J. WeiรŸ (Hrsg.): Der Wittelsbacher Ausgleichsfonds. 1923 bis 2023 โ€“ von der Grรผndung bis in die Gegenwart.
Gebunden, 400 Seiten
Pustet Verlag 2023
ISBN/EAN: 9783791733852


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