Literarische Kartierung der »jüdischen Ukraine«

Dr. Hans-Joachim Hahn, Gastprofessor für Jüdische Kulturgeschichte im Sommersemester 2024 an der Uni Augsburg, spricht im Annahof: Von der Revision der Vorstellung einer »jüdischen Ukraine« als eines eigenständigen literarischen Gegenstandes.

PD Dr. Hans-Joachim Hahn ist im Sommersemester 2024 Gastprofessor für Jüdische Kulturgeschichte an der Universität Augsburg. Am Mittwoch, 19. Juni (18.30 Uhr), hält er im Annahof (Hollbau, Ernst-Troeltsch-Raum, EG) einen Vortrag mit dem Titel Kartierungen der »jüdischen Ukraine« in der Literatur.

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat eine verbreitete Unkenntnis über das seit 1991 selbstständige Land offenbart, dessen jüdischer Präsident aus einer Familie von Holocaust-Überlebenden stammt. Zu den Vermittler’innen seit den ersten Wochen des Kriegs zählt auch eine Reihe deutschsprachiger, jüdischer Autor’innen wie Dmitrij Kapitelman, Katja Petrowskaja oder Sasha Marianna Salzmann, deren familiäre Herkünfte mit der Ukraine eng verbunden sind.

Chassidim aus der Ukraine

Die jüdische Kulturgeschichte in der Ukraine reicht weit zurück: So gilt die Metropole Kyjiw als eine Gründung der Chazaren, deren Oberschicht Ende des 8. Jahrhunderts zum Judentum übertrat. Seit dieser Zeit lebten, wenn auch nicht durchgängig, Jüdinnen und Juden auf dem Territorium der heutigen Ukraine. Immer wieder wurden sie aus Kyjiw verbannt, waren Opfer der Massaker unter Bohdan Chmelnyzkyj 1648 sowie von Pogromen im Zarenreich und antisemitischer Verfolgung im Stalinismus oder fielen der Vernichtung im Holocaust anheim. Vom Territorium der Ukraine aus nahm seit dem 18. Jahrhundert die chassidische Bewegung ihren Ausgang.

Die Vorstellung einer »jüdischen Ukraine« als eines eigenständigen literarischen Gegenstands erfordert allerdings eine »Revision« von bislang in traditionellen Literaturgeschichten und der literarischen Komparatistik verbreiteten Forschungsannahmen – so die Ausgangsbasis von Hahns Vortrag. In Anknüpfung an die aktuelle Forschung reflektiert der Vortrag die Schwierigkeiten einer solchen Kartierung anhand ausgewählter Autor*innen, Texte und literarischer Regionen. pm · auxlit


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