»Sprache ist die Mitte der Menschheit«. Über Kotodama und 人間.

Takuro Okada, Cellist und Vermittler japanischer Kultur, zu Gast in auxliteras Fragebogen-Kolumne Speak & Spell: über Worte, Sprache und Sprechen. Am Freitag, 26. Mai, referiert er in Augsburg zum Thema »Der Geist der Worte – Japans Kotodama«. – von 🧑 Martyn Schmidt


Speak & Spell

: subtext sprache :

Teil 5 mit: TAKURO OKADA

Cellist • Referent und japanischer Kulturbotschafter • Musikpädagoge

Geboren und aufgewachsen in Osaka, Japan. Seit 2009 lebt Takuro Okada in Deutschland. Studium am Leopold-Mozart-Zentrum der Universität Augsburg und an der Hochschule für Musik (HfM) Saar.

Takuro Okada ist Cellist, Musikpädagoge, Referent und Vermittler japanischer Kultur, Mitglied sowie Generalmanager des Kammermusik-Ensembles Talistrio.
www.takuro-okada.com

👨‍🏫 VORTRAG | Takuro Okada – Freitag, 26. Mai | 18.30 Uhr | vhs Augsburg:
Der Geist der Worte – Japans »Kotodama«. Mysterium, Fantasie und Worte.
vhs Augsburg • Willy-Brandt-Platz 3a • Raum 104 / 1. Stock • 18.30 bis 21.30 Uhr | ► Infos


Herr Okada, welches Buch / E-Book lesen Sie gerade?

Beruflich: Philosophie der Gesundheitspflege von T. Nishihira [西平直「養生の思想」]
Privat: Das Klima von T. Watsuji (和辻哲郎「風土」)

Welche Sprachen sprechen Sie? Verraten Sie uns Ihre sprachliche Biografiekarte?
Ich spreche Japanisch und Deutsch. Englisch spreche ich nur ganz schlecht.

Erinnern Sie sich an das erste Wort, das Sie als kleines Kind sprechen konnten?
Leider weiß ich nicht, welches Wort ich als erstes geäußert habe. Ich habe zumindest viel früher als meine Zwillingsschwester angefangen, zu sprechen, und dolmetschte den Eltern, was die Schwester ihnen sagen wollte.


Sie halten regelmäßig Vorträge über Shintō, also über den Shintoismus. Kotodama, die Idee einer Art Wortseele, ist dabei ein besonderes Thema. Was verbirgt sich hinter Kotodama und welche Bedeutung könnte es noch heute auch im europäischen Kultur- und Sprachraum haben?

»Seit 2017 halte ich Vorträge und gebe Seminare über die japanische Kultur. Momentan habe ich hierfür vier Themen Shintō, Omotenashi, Kotodama und Shuren. Beim Kotodama geht es um einen japanisch traditionellen Gedanken, dass die Worte Menschen sowohl Glück als auch Fluch bringen können, sodass man diese besinnungsvoll verwenden muss.

Dieser Gedanke kommt ursprünglich aus dem ehemaligen Animismus im Altertum. Die Urjapaner glaubten fest, dass es faktisch passieren kann, was jemand wörtlich geäußert hat. Heute wissen wir aber auch aus unserer eigenen Lebenserfahrung, dass eine wörtliche Äußerung unsere nah liegende und ebenso noch weit entfernte Zukunft entscheidend beeinflussen kann.

Die Besinnung auf wörtliche Äußerungen geht heute überall allmählich zurück. Ich empfinde aber, dass diese Tendenz sich sogar in Europa noch viel beschleunigter als in Japan verbreitet.«


Das schönste Wort, das ich kenne, ist…?
Wa, das bedeutet so viel wie »Verbundenheit«.

Welches Buch aus oder über Japan bzw. über Shintoismus sollte man gelesen haben?
Das Beste ist 菅野覚明「神道の逆襲」(»Gegenangriff vom Shinto«) von K. Kanno. Dieses Buch ist aber leider noch nicht ins Deutsche übersetzt.

Welche(r) japanische(r) Literat/-in, Sprachkünstler/-in oder Sprachforscher/in sollte in Europa und Deutschland bekannter sein?
Takeo Doi.
Sein Buch Amae – Freiheit in Geborgenheit ist absolut zu empfehlen.

Unsere vorherige Frage greift es in ihrem umständlichen Schriftbild bereits auf: Ist sprachliches Gendern in Japan oder in der japanischen Sprache ein Thema?
Die japanischen Wörter sind im Gegensatz zu europäischen genderfrei. Aber wie man ich sagt, ist doch meistens geschlechtsabhängig. Auch Formulierung, Nuance und die Abschlussphrasierung des Satzes sind je nach Geschlecht der Person anders. Dies ist ebenfalls in schriftlicher Form zu erkennen.


Wo sehen Sie ganz allgemein die Spezifika der japanischen Kultur in Spracherleben und in der Rolle von Worten und Sprechen? Welche Kategorien sind dabei bedeutsam?

»In welchem Moment man eine Aussage ausformulieren will bzw. Worte sparen will, ist in Europa und in Japan genau konträr. Wenn man jemandem ein Willkommen bieten will, äußert der Europäer dieses ziemlich prägnant, wie etwa ›Herzlich willkommen!‹ Dagegen formuliert der Japaner sein Willkommen noch ausführlicher, wie zum Beispiel ›Wir bedanken uns dafür ganz herzlich, dass Sie heute trotz des Stresses Ihrer eigenen Beschäftigung Ihre Füße extra zu uns geführt haben‹ (本日はお忙しい中ご足労いただき誠にありがとうございます)“

Wenn der Europäer in einer Gruppe irgendetwas ungerecht empfindet, will er meistens dieses mit Anderen möglichst ausführlich diskutieren, aber der Japaner traut sich oft nicht, dies zu tun, und spart sich, darüber etwas zu äußern. Der Japaner empfindet also latent, dass man Worte möglichst nur im – für die Anderen – positiven Sinne verwenden soll.»


Welchen Anglizismus, welches »Fremdwort«, welchen Begriff z.B. der Jugend- oder Politiker/innensprache oder welches Blähwort finden Sie ganz schrecklich?
Hierzu möchte ich mich lieber nicht äußern.

Welchen Dialekt hören Sie besonders gern – und warum? Sprechen Sie selber einen Dialekt?
Ich liebe den Osaka-Dialekt, den ich selber als Einheimischer spreche, weil ich durch ihn mein Heimatsgefühl aufrecht erhalten kann, und die Leute (Japaner) diesen Dialekt als besonders lustig empfinden.

Welche prominente Person bewundern Sie für ihre Sprachfertigkeit / ihre Art, zu sprechen?
Arnold Schwarzenegger. Kaum einer denkt, dass er gebürtiger Österreicher ist, sodass seine Muttersprache eigentlich Östereichisches Deutsch sein sollte.

In welchem literarischen Werk (oder im Alltag!?) ist Ihnen bislang die schönste Sprache begegnet?
Eher im Alltag. Durch die Begegnung mit der deutschen Sprache habe ich das Schöne des Japanischen, aber auch des Deutschen gleichzeitig erkannt bzw. wiedererkannt, weil diese zwei Sprachen äußerst konträr sind, sodass ich dadurch die wahre Differenzierung der sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten entdeckt habe.


Sie sind studierter Cellist und Musikpädagoge. Sehen Sie persönlich eine Korrespondenz zwischen Sprache und Musik, speziell auch hinsichtlich der verschiedenen, deutschen/japanischen Kulturräume, durch die Sie sich bewegen? Und, wir sind neugierig: Was heißt »Cello« auf Japanisch?

»Die Verbindung zwischen Sprache und Musik ist schon ganz allgemein ein enorm großes Thema, sodass ich hier nicht allein und so spontan das Wesen dieser Thematik definieren kann. Als Instrumentalmusiker bzw. -pädagoge kann ich zumindest meine dafür spezielle Sichtweise schildern:

Ein Instrument zu beherrschen ist praktisch nichts anderes, als den eigenen Körper zu beherrschen, da wir uns ohne unseren Körper mit keinem Instrument anfreunden können. Das Instrumentalspiel erscheint insofern genauso wie die körperliche Darstellungskunst wie Tanz oder Schauspiel. Beim Schauspiel gibt es vor allem ein Drehbuch, welches dann meistens in wörtlichen Ausdrucksformen umgesetzt wird. Wie die Schauspieler mit bestimmten Gebärden und Emotion diese wörtlichen Sätze charakterisieren wollen, ist wahrscheinlich darin sehr ähnlich, wie wir Instrumentalmusiker jede Note und jede Phrase als Klang umsetzen wollen.

In dem Sinne haben wir – auch ohne Liedtext – unsere Sprache, die sich schon genauso detailliert wie Worte oder teilweise noch räumlicher und effektiver als diese gestaltet.

Diesbezüglich gibt es meiner Meinung nach quasi keinen Unterschied zwischen der deutschen und japanischen Kultur. In der Tat gibt es heute genügend japanische Musiker, die professionell die westliche Musik mit den westlichen Instrumenten anbieten. Andererseits tendieren die Japaner auch noch heute ganz stark dazu, die eigene Emotion in der Gesellschaft eher zu verstecken, statt klar zu zeigen. Insofern ist es bei ihnen zunächst immer die erste Herausforderung, ihre introvertierte Eigenschaft zumindest bei der Musik mit einer aktiven Expressivität auszugleichen.

Übrigens, was Cello auf Japanisch heißt, ist genauso: »Cello«


Welche aktuelle Sprachentwicklung betrachten Sie mit Sorge?
Ich betrachte aktuell die Tendenz mit Sorge, dass man versucht, die Sprache künstlich und absichtlich zu neutralisieren. Ich finde – auch aus dem oben genannten Grund – doch wichtig, dass die deutsche Sprache weiterhin die Artikel der, die, das beibehält. Wenn man die Individualität und Eigenschaft jedes Menschen ernsthaft und richtig respektieren will, soll man die Sprache nicht allzu viel neutralisieren, damit man die Differenzierung und die Kreativität des Menschen wahrhaft würdigen kann.

In Japan gibt es so eine Redewendung »Stinkiges Zeug zudecken«. Es gibt heute zum Beispiel den Versuch, das Wort »Rasse« zu vermeiden, damit man diese nicht »unnötig« wahrnehmen muss. Dadurch verschwindet jedoch der Unterschied der Rasse nicht. Wenn man ernsthaft Rassismus beseitigen möchte, soll man gerade diesem Unterschied ins Gesicht schauen, um ihn wahrhaft zu respektieren.

Warum will man die Toilette für Frauen und Männer möglichst trennen? Wenn man das Wort »Geschlecht« abschaffen würde, könnte man diese Eigenschaft nie berücksichtigen und respektieren. Die Angehörigkeit zu LGBTQ ist auch eine Individualität, die – wahrhaft – respektiert werden soll. Dafür muss sie dann zunächst wahrgenommen werden, anstatt neutralisiert zu werden.

Naotaro Moriyama: Sakura (2003)

Welches Gedicht, welche Liedzeile oder welches literarische Zitat ist Ihnen zum Lebensmotto geworden oder fängt Sie immer wieder auf?

»Ohne Träne kann keiner erwachsen werden« aus dem J-Pop-Song TSUNAMI von Keisuke Kuwata

»Die Kirschblüten blühen nun mit Stolz, während sie das eigene Schicksal einsehen, in einem nächsten Augenblick für immer zu verschwinden« aus dem J-Pop-Song Sakura von Naotaro Moriyama [► Video rechts]

»Bushido lässt sich im Sterben finden« aus dem Buch Hagakure von Tashiro Tsunetomo

Diese Sätze deuten alle an, dass wir Menschen unser unvermeidbares Schicksal nicht aus den Augen verlieren sollen, damit wir jeweils nicht aus etwas Virtuellem, sondern aus der wahren Realität unsere stabile Substanz und Glückseligkeit herausfinden können.

Gibt es etwas, das Sie speziell an der deutschen Sprache begeistert?
Die deutsche Sprache ist auf alle Fälle für die Formulierung eines logischen Arguments deutlich geeigneter als das Japanisch. Und die Deutschen können durch diese Sprache auch anspruchsvolle und abstrakte Themen viel besser ergreifen und untereinander verständigen als die Japaner. Die Japaner können zwar aus ihrer typischen Mentalität heraus ihre feine Empfindsamkeit gut mit Worten darstellen. Aber ihre Ausdrucksformen bleiben oft größtenteils subjektiv, sodass sie bei einer logischen bzw. objektiven Erklärung häufig Schwäche haben. Ich habe in dem Sinne durch die deutsche Sprache gelernt, wie man ein Argument möglichst objektiv und nachvollziehbar strukturieren soll.

Ein Vergleich: Welches Gemälde oder Musikstück oder welcher Duft/welches Essen vermag es widerzuspiegeln, wie menschliche Sprache idealerweise sein sollte?
Ideal wäre es, wenn Sprache jedes Gefühl und jede Emotion einer Person wahrhaft vermitteln könnte. Aber so ist es in der Realität nicht immer. Zum Beispiel, ich muss in meinem Vortrag oft versuchen, den japanischen Begriff Wabi-Sabi zu erklären. Da bin ich allerdings immer unsicher, ob meine wörtliche Beschreibung nachvollziehbar ist. Aber wenn ich den Europäer eine Violinsonate von J. Brahms als Klangbeispiel anhören lasse, und ihm sage, dass die hier entstehende Emotion eben Wabi-Sabi ist, dann kann ich ihn durchaus gefühlsmäßig diesen Begriff verstehen lassen. Die sprachliche Erklärung funktioniert also nicht immer.

Möchten Sie uns mit den zwei Wörtern »Subtext Sprache« eine Probe Ihrer Handschrift geben?

Wenn Sie mitten in der Nacht aufgeweckt werden und Sie würden nach einer Kinderliedzeile oder einem Abzählreim gefragt werden, welche/s Lied/Abzählreim würden Sie sofort auf den Lippen haben?
Mein Lieblingslied ist immer Die rote Libelle (赤とんぼ)“ von Kosaku Yamada.

Welchen Liedtext – unabhängig von der Melodie – finden Sie wunderschön?
Tatsächlich den Text von der Roten Libelle. Er lautet folgendermaßen:

Akatombo – Die rote Libelle. Text eingesprochen auf Deutsch und Japanisch, mit musikalischem Arrangement für Piano, Violine und Cello. Talistrio: Works By Casella, Rachmaninoff, Yamada. Solo Musica 2022).

Rote Libelle im Sonnenuntergang
Wann war es, dass ich sie gesehen habe,
getragen auf Jemandes Rücken?

War es taggeträumt, dass ich auf jenem Berg
die Maulbeeren in einem Körbchen gesammelt habe?
Im 15. Lebensjahr verheiratete sie sich –
mein Kindermädchen.

Seitdem hört man für immer nichts.
Die rote Libelle im Sonnenuntergang
setzt sich auf den Stab.

Mit welcher Tierart (oder Pflanze?!) würden Sie sich gerne in deren Sprache verständigen können wollen?
Bei der Kommunikation mit Tieren und Pflanzen hätte ich kein Bedürfnis, mich mit ihnen durch ihre Sprache zu verständigen. Die Empfindsamkeit des Lebewesens ist wohl ziemlich identisch. Wann ein Mensch bzw. ein Tier sich freut, oder traurig ist, können wir größtenteils durch Hautgefühl statt durch Sprache nachvollziehen. Missverständnis kommt zwar bei dieser Kommunikation auch vor, aber das ist bei der Sprache genauso der Fall.

Bei welchem Wort oder »Fremdwort« sagt man Ihnen nach, Sie sprächen es anders aus als andere Menschen?
Englische Wörter kann ich auf jeden Fall generell nicht so richtig aussprechen. Zudem kann ich bzw. der Japaner generell die Buchstaben R und L nicht gut unterscheiden, sowohl beim Hören als auch beim Aussprechen.

Das schönste älteste Wort ist…?
失敗は成功の母 – »Fehler ist die Mutter des Gelingens«


In welcher Form mögen Sie Sprache am liebsten?
Multiple Choice: 3 Antworten erlaubt

□ Gesprochen
□ mit Musik
□ übers Telefon
zu zweit
□ handgeschrieben

als Klang erinnert
□ SMS / WhatApp
□ von einem bestimmten
Geschlecht: ____
Kindermund

Buch / E-Book
geflüstert

□ Hörbuch
□ auf der Theaterbühne
gesungen
□ Stimmengewirr im Bus
□ SMS / WhatApp
□ Voicemail

anders: __________________


Welches Wort, sagt man Ihnen nach, benützen Sie am meisten?
Ist noch nichts aufgefallen.

Welche Person, die nicht aus der Literaturbranche stammt, würden Sie gerne einmal als Gesprächsteilnehmer beim Literarischen Quartett oder als Jury-Mitglied des Bachmann-Preises sehen?
Ich kenne leider weder das Literarische Quartett noch den Bachmann-Preis.

Sind auf Ihrem Smartphone bei SMS/Whatsapp Autokorrektur eingeschaltet?
Ja.


Sprache ist auch Stimme und Klang: Wo sehen Sie hier die konstitutiven Unterschiede zwischen deutscher und japanischer Sprache? Worin sehen Sie jeweils die Gründe dafür?

»Die deutsche Sprache ist im Vergleich zum Japanisch sehr dynamisch und artikuliert. Der Klang der japanischen Sprache ist im Gegensatz zum Deutsch ganz flach und weich. Dieser Unterschied liegt wohl an den beiden Mentalitäten, die jeweils historisch und klimatisch ganz anders gebaut wurden.

In der Tat ist die Geschichte des japanischen Volks im Gegensatz zu den kontinentalen Ländern äußerst sanft gelaufen, zumindest bis zum 2. Weltkrieg. Das ganzjährig sonnige Klima Japans lässt die Stimmung des Menschen ebenfalls entspannt sein. Das deutsche Volk hat dagegen von jeder Hinsicht her eine deutlich pathetischere Geschichte, und in Deutschland scheint die Sonne auch leider ziemlich sparsam, sodass ich den Eindruck habe, dass die deutsche Mentalität schon traditionell eine etwas pessimistische Neigung in sich birgt.

Ob es stimmt oder nicht, ist dies meine Empfindung, woher der Unterschied der Klänge kommt.«


Schreiben Sie am Smartphone Nachrichten oder hinterlassen Sie lieber Sprachnachrichten?
Ich tue Beides genauso oft. Je nach Anlass. Wenn die Angelegenheit nicht so dringend ist, versuche ich eine Nachricht zu schreiben. Wenn ich jemandem etwas Ernsthaftes mitteilen muss, hinterlasse ich ihm eine Sprachnachricht, besonders wenn diese eine negative Nachricht ist. Durch die Stimme will ich dann meine persönliche Nähe zeigen.

In welches Land würden Sie allein der dortigen Sprache wegen reisen?
Dafür habe ich keine konkrete Vorstellung.


Sprache kann … Sprache ist auch/außerdem … ? Was zum Thema würden Sie gerne hier noch einbringen?

»Das Wort Ningen人間 schreibt man so viel wie »Zwischen-Menschen« und bedeutet beides, die menschliche Gesellschaft und den Menschen. Japaner verstehen nämlich traditionell, dass allgemeine Menschheit nicht durch eine Person, sondern erst zwischen zwei Personen erscheint. Menschheit beruht insofern auf Zwischenmenschlichkeit.

Sprache ist zwar ein »sachliches« Medium, welches aber – zwischen Menschen – eine gemeinsame Kommunikationsebene anbietet, und in dem Sinne für uns Japaner als Mitte der Menschheit gilt. Das heißt, wenn wir Sprache unbesonnen behandelen, geht unsere Menschheit herunter. Aber andersrum auch, solange wir Sprache sorgfältig aufrecht erhalten, geht unsere Menschheit nicht verloren.


Von wem haben Sie in ihrem Leben das meiste in Sachen Sprache und Sprechen gelernt?
Bei meiner Frau. Sie hat mir größtenteils die deutsche Sprache beigebracht. Ich habe zwar bereits vor dem Studium angefangen, das Deutsch zu lernen. Aber die feine Nuance und die abstrakte Formulierung dieser Sprache konnte ich nicht durch den objektivierten Lernprozess nachvollziehen. Solche Organismen kann man doch nur durch eine echte und langfristige Kommunikation nur ganz allmählich erkennen und in sich integrieren.

In welchen Sprachen haben Sie Bücher zuhause?
Deutsch und Japanisch.

Welche Sprache würden Sie gerne einwandfrei sprechen können (oder gerne einmal lernen wollen)?
Englisch. Ich möchte nicht nur mit den Deutschen, sondern auch mit anderen Europäern und fremden Ländern genauso gut sprachlich kommunizieren können. Alle Sprachen der Welt genauso gleichmäßig zu lernen ist leider nicht möglich. Aber das Englisch kann dies doch ziemlich gut ermöglichen.

~ Konzept & Fragen: Martin Schmidt | auxlitera

👨‍🏫 VORTRAG | Takuro Okada – Freitag, 26. Mai | 18.30 Uhr | vhs Augsburg:
Der Geist der Worte – Japans »Kotodama«. Mysterium, Fantasie und Worte.
vhs Augsburg • Willy-Brandt-Platz 3a • Raum 104 / 1. Stock • 18.30 bis 21.30 Uhr | ► Infos


Bereits zu Gast bei Speak & Spell:


• 04 – Julian Warner Künstlerischer Leiter des Brechtfestivals 2023-2025, Kulturanthropologe, Musiker
• 03 – Dr. Andreas Mäckel Biograf, Gründer des Biographiezentrums, Kursleiter für biografisches Schreiben
• 02 – Gregor Gysi Politiker, Autor, Jurist
• 01 –Dr. Yasemin UçanTrägerin des Augsburger Wissenschaftspreises für interkulturelle Studien 2022

auxlese – das literarische Questionnaire


Hier auxlitera-Newsletter abonnieren:

Sie erhalten etwa je Woche 1 E-Mail mit einem Nachrichtenüberblick.
Sie können diese Benachrichtung jederzeit abbestellen.

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht an Dritte weitergegeben oder für andere Zwecke verwendet. Unsere Datenschutz-Erklärung finden Sie hier.

Kommentar verfassen