Irrwitz und Phantastik im Schatten der Brechtbรผste

Ein vorzรผglicher Abend: Florian L. Arnold und Gion Mathias Cavelty beehrten in bester Fabulierlaune das Brechthaus. Literatur-Entertainment at its best โ€“ kunst-, irr- und tiefsinnig zugleich.

Florian L. Arnold โ€“ Autor und Kรผnstler sowie Verleger besonderer Bรผcher (โ–บ Edition Hibana) โ€“ und Suhrkamp-Autor โ–บ Gion Mathias Cavelty aus Zรผrich waren vergangene Woche im Brechthaus Augsburg zu Gast. Ihr Auftritt โ€“ ein geistreiches Zweimann-Plauderevent mit Lesungen โ€“ trat zeitgleich zur Lesung von Schauspieler-Gigant Edgar Selge im Textilmuseum an. Das spรผrte man an der Publikumszahl โ€“ wer aber dann doch vor Ort war, erlebte groรŸe Literatur und groรŸes Kino, vielleicht sogar: groรŸes Tennis, zugleich. Es war der fรผnfte Teil der weltweit prรคsentierten Reihe Der vorzรผgliche Abend der Phantastischen Literatur mit dem Titel Wahnwitzige Bรผcher und Herr Lichtenberg geistert mit.

Bei dem von ๐š๐ฎ๐ฑ๐ฅ๐ข๐ญ๐ž๐ซ๐š prรคsentierten Abend legten die Beiden, ein Dream-Team, bei dem die Chemie stimmt, vรถlligst unverdrossen ein vergnรผgliche, deutsch-schweizerisch-rรคtoromanische-rรคtselromanige Reise in die Phantastische Literatur vor. Vor der Bรผste Bertolt Brechts feuerten Arnold und Cavelty so surreal wie souverรคn Bonmots und unwiederholbare geschichtliche Hรถhepunkte literarischer Diskussion ins Publikum, wie als wรคren sie unter sich am Kaminfeuer.

Florian L. Arnold (links) und Gion Mathias Cavelty beim Gesprรคch im Brechthaus Augsburg.
Fotos: Martyn Schmidt

Das vรถllig unchoregrafierte Gesprรคch entfaltete in wenigen Minuten eine Sogkraft, die einen in den Bann zog. Fabulieren ging in Phantasieren รผber, wertvolle Information verwandelte sich noch auf dem Weg von den Zungen der Sprechenden zu den Sofas, auf denen die Zuhรถrenden saรŸen, in Schlitzohrigkeit, dann in Irrwitz. Mit dabei als Special Guest aus Gรผnzburg war Alexander Walz โ€“ jรผngster Verleger Deutschlands. In seinem Verlag โ–บ Edition Lettera erschien das Buch GGG von GM Cavelty.



Auch prรคsentierte Cavelty Passagen aus seinem bekanntesten Werk Endlich Nichtleser โ€“ einer im Suhrkamp erschienenen Ratgeber-Parodie (in Anspielung auf das Buch Endlich Nichtraucher). Tatsรคchlich, so plauderten Arnold und Cavelty aus, planen sie gemeinsam eine Neuauflage des kleinen Klassikers. Arnold las aus seinem (รผbrigens in Augsburg spielenden) Roman Die Wirklichkeit endet an der nรคchsten Ecke โ€“ der Buchtitel machte dem Abend im Brechthaus ganze Ehre โ€“ und seiner Erzรคhlung รผber Georg Christoph Lichtenberg.

Verleger Alexander Walz ist auch Jazzmusiker und Pianist โ€“ und so durfte nicht ausbleiben, dass er zum Abschluss am Klavier noch eine Hรถrprobe von Dave Brubecks Take Five zum Besten gab: Tastenjazz nach dem Worte- und Gedankenjazz. Ein kurzweiliger, surrealer Abend nicht nur rund um Phantastik, sondern auch um Bรผcher und das Lesen selbst. ~ [Adam Bernau]


โ€“ Anzeige


Hier auxlitera-Newsletter abonnieren:

Sie erhalten etwa je Woche 1 E-Mail mit einem Nachrichtenรผberblick.
Sie kรถnnen diese Benachrichtung jederzeit abbestellen.
Ihre E-Mail-Adresse wird nicht an Dritte weitergegeben oder fรผr andere Zwecke verwendet. Unsere Datenschutz-Erklรคrung finden Sie โ–บ hier.

Kommentar verfassen