In Bettina Lausens neuem Roman »Die Legende der Reliquie« reist im 15. Jahrhundert ein Reliquienhändler nach Augsburg – dort macht er auch Geschäfte mit den Fuggern.
Drei Mal kommt in Bettina Lausens Roman Die Legende der Reliquie (📚 Piper Verlag) der Protagonist Leopold nach Augsburg, um dort mit Hans Fugger Geschäfte zu machen. Doch als er dort ankommt, ist Fugger bereits tot und dessen Witwe steht seinem ungewöhnlichen Vorhaben skeptisch gegenüber.
Die in Haan (bei Solingen) lebende Autorin Bettina Lausen verbrachte für ihre Recherchen einige Tage in Augsburg. Der Ausgangspunkt für den auch in Konstanz spielenden Roman ist der bereits im frühen Christentum entwickelte Reliquienkult. Reliquien wurden nicht nur unter den Kirchenaltären beigesetzt, sondern bald auch auf Märkten an Gläubige verkauft.
Tier- oder Heiligen-Knochen?
Es entwickelte sich ein bedenklicher Umgang mit den Reliquien, bei dem Fälschungen und Diebstähle an der Tagesordnung waren. Die Frage nach der Herkunft und Echtheit der Reliquie wurde oft zweitrangig – die Legende war wichtiger. Der Reliquienhandel blühte auf. Hatte jemand im 12. Jahrhundert einem fahrenden Händler Knochensplitter von Heiligen abgekauft, waren es mit hoher Wahrscheinlichkeit gewöhnliche Tierknochen.
Am meisten Spaß gemacht hat der Autorin neben dem Schreiben vor allem die praktische Recherche. »Wie hat ein mittelalterlicher Reliquienhändler aus Hühnerknochen verehrungswürdige Reliquien hergestellt?«, fragte sich Bettina Lausen. »Da ich darüber kaum Quellen gefunden habe, habe ich mich selbst an den Herd gestellt und Knochen ausgekocht. Außerdem habe ich sie auf offenem Feuer der Feuerprobe – einem damaligen Gottesurteil – unterzogen.«

Das geschieht in Die Legende der Reliquie: 1409: Leopold muss mit ansehen, wie auf Befehl des Grundherrn seine Familie wegen ketzerischer Aussagen seines Bruders aufgehängt wird. Leopold kann fliehen. Schweren Herzens lässt er seine große Liebe Allet zurück. Er schwört, Rache zu üben und seine Geliebte zu holen.
Als er auf den fahrenden Händler Barthel trifft, nimmt dieser sich Leopolds an. Doch die Ware, die sie verkaufen, ist explosiv: gefälschte Reliquien. Leopold tritt in seine Fußstapfen, obwohl er damit die Ideale seines Bruders und seiner streng gläubigen Geliebten verrät. Sein Weg führt ihn zum Konstanzer Konzil, wo er durch Jan Hus an seinem Handeln zu zweifeln beginnt. Doch bevor er darüber nachdenken kann, taucht ein Handlanger seines Grundherrn auf, der ihm nach dem Leben trachtet…
»Von nun an wird die heilige Anna unsere Patronin sein. Sie wird uns Schutz vor Unglück, Krankheiten, Unwetter und Feinden bieten. Betet zu ihr, und es wird Euch immer wohlergehen«, sprach er mit fester Stimme und senkte das Kästchen.
»Woher wollt Ihr wissen, dass dies wirklich die Gebeine der heiligen Anna sind und sie den Menschen Schutz bringen können?“, rief eine laute Stimme hinter ihm.«

BETTINA LAUSEN, Jahrgang 1985, lebt mit ihrer Familie in Haan. Sie hat einen Bachelor in Kulturwissenschaften mit den Schwerpunkten Literatur und Geschichte. Seit 2018 gibt sie Kurse fürs kreative Schreiben und verfasst Artikel für die Fachzeitschrift Federwelt. Sie hat bereits mehrere Romane veröffentlicht, ihr Herz schlägt dabei für das Historische.
► www.bettinalausen.de
– Foto: Stefanie Lategahn
Hier auxlitera-Newsletter abonnieren:

Sie erhalten etwa je Woche 1 E-Mail mit einem Nachrichtenüberblick.
Sie können diese Benachrichtung jederzeit abbestellen.
Ihre E-Mail-Adresse wird nicht an Dritte weitergegeben oder für andere Zwecke verwendet. Unsere Datenschutz-Erklärung finden Sie ► hier.