Sie verbrachte 18 Jahre in Aichach im Gefängnis, wo sie sich 1967 erhängte: die »Hexe vom Buchenwald«, die Mörderin und Verbrecherin Ilse Koch. Das neue Buch »Im Bann des Bösen« begibt sich auf Spurensuche und beschreibt auch die Zeit im Frauengefängnis in Aichach.

Ilse Koch war die Ehefrau des SS-Kommandanten von Buchenwald und eine der wenigen verurteilten NS-Täterinnen. Die Historikerin Alexandra Przyrembel skizziert in Im Bann des Bösen. Ilse Koch – ein Kapitel deutscher Gesellschaftsgeschichte 1933 bis 1970 (S. Fischer Verlag) in einer fundierten Spurensuche ihren Lebensweg, beschreibt den Prozess und die internationale Berichterstattung sowie die Zeit im Frauengefängnis in Aichach und die Unterstützung durch das Netzwerk der »Stillen Hilfe«.
Bereits 1932 wurde Ilse Koch (1906-1967) Mitglied der NSDAP, 1936 heiratete sie den späteren Kommandanten von Buchenwald. 1947 stand sie in Deutschland vor einem US-Gericht, 1950/51 vor einem deutschen Gericht, das sie zu lebenslanger Haft verurteilte. Ausgiebig berichtete die internationale Presse über die als besonders grausam geltende »Hexe von Buchenwald«.
Rekonstruktion der Erzählungen über Koch
Von der Zeit des Nationalsozialismus über den Prozess bis zum Suizid 1967 in der Haft rekonstruiert Alexandra Przyrembel die unterschiedlichen Erzählungen über Ilse Koch. Dabei zeigt sie, welche Vorstellungen von Gewalt, Geschlecht und Schuld sich darin kristallisieren und warum.
Für die Nachkriegsgesellschaften wird klar: Je grausamer Ilse Koch geschildert wurde, desto mehr konnten Deutsche sich von ihr distanzieren und sich selbst entschulden. Eine kluge, erhellende Studie über das personalisierte Böse, das außerhalb der menschlichen Sphäre verortet wird.

► Ilse Koch war nach ihrer Entlassung aus dem Kriegsverbrecher-Gefängnis in Landsberg zunächst in Untersuchungshaft genommen worden. 1949 wurde gegen sie vor dem Landsgericht Augsburg erneut Klage erhoben.
1951 wurde Koch wegen Anstiftung zum Mord, versuchten Mordes und der Anstiftung zu schwerer Körperverletzung zu einer lebenslangen Gefängnisstrafe verurteilt. Koch erhängte sich 1967 in ihrer Zelle in der »Frauenanstalt Aichach«, wo sie seit 1949 einsaß.
DIE AUTORIN Alexandra Przyrembel, geboren 1965, ist Professorin für die Geschichte der Europäischen Moderne an der Fernuniversität in Hagen. Nach einer Ausbildung im Rowohlt Verlag studierte sie Geschichte und Literaturwissenschaft in Hamburg und an der Cornell University.
2001 promovierte sie an der TU Berlin zum Thema »›Rassenschande‹. Reinheitsmythos und Vernichtungslegitimation«. 2010 habilitierte sie sich an der Universität Göttingen mit einer kolonialen Wissensgeschichte, veröffentlicht 2011 unter dem Titel »Verbote und Geheimnisse. Das Tabu und die Genese der europäischen Moderne«.
► Webseite der Autorin
Alexandra Przyrembel: Im Bann des Bösen. Ilse Koch – ein Kapitel deutscher Gesellschaftsgeschichte 1933 bis 1970.
Gebunden, 423 Seiten
S.Fischer Verlag
ISBN: 978-3-10-002393-3
E-Book ISBN 978-3-10-403398-3
– Erscheinungstermin: 15.03.2023
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