Exil im Brechthaus

Theaterregisseurin Anastasia Patlay ist erste Stipendiatin im Brechthaus. Pรผnktlich zu Bertolt Brechts 125. Geburtstag am 10. Februar 2023 und dem zeitgleichen Beginn des Augsburger Brechtfestivals ist die erste Gastkรผnstlerin in Brechts Geburtshaus eingezogen.

Die im Exil lebende russische Theaterregisseurin Anastasia Patlay ist die erste Kรผnstlerin im Artists at Risk-Residency-Programm der Stadt Augsburg. Sie ist vom 8. Februar bis zum 30. November in der neuen Kรผnstlerwohnung im Brechthaus zu Gast. Kulturreferent Jรผrgen Enninger hieรŸ Patlay am Donnerstagmorgen, 9. Februar, dort offiziell willkommen.

ยปMir war es von Anfang an ein Anliegen, die bislang unbewohnte Wohnung im Brechthaus fรผr Kunstschaffende zu erschlieรŸen und mit einem Stipendienprogramm zu begleitenยซ, erklรคrt Jรผrgen K. Enninger, Referent fรผr Kultur, Welterbe und Sport. ยปDass es insbesondere gelungen ist, dieses Programm mit der aktuellen sehr bedrohlichen Menschenrechtssituation fรผr viele internationale Kรผnstlerinnen und Kรผnstler zu verbinden, freut mich umso mehr. Ich bin mir sicher, Frau Patlay wird viele neue Impulse fรผr die Arbeit im Brechthaus und beim Brechtfestival beisteuern und damit dem Erbe Brechts, der selbst viele Jahre im Exil lebte, umfassend gerecht werden. Ich danke allen, die daran mit groรŸem Engagement mitgearbeitet haben.ยซ

Jรผrgen K. Enninger (rechts), Referent fรผr Kultur, Welterbe und Sport, begrรผรŸt Anastasia Patlay im Brechthaus. Sie ist die erste Bewohnerin in der Wohnung in der neu eingerichteten Wohnung und erste Stipendiatin im โ€žArtistโ€™s at Riskโ€œ-Residenz-Programm fรผr gefรคhrdete Kรผnstlerinnen und Kรผnstler. Foto: Bruno Tentschert

Der Aufenthalt von Anastasia Patlay wurde im Rahmen eines Hospitationsprogramms des Goethe Instituts initiiert. Das Brechtbรผro der Stadt Augsburg, dass das jรคhrliche Brechtfestival organisiert, ist Kooperationspartner. Die Wohnung im Brechthaus, in dem sich auch ein Museum befindet, wurde 2022 eigens fรผr diesen Zweck von der Kulturverwaltung der Stadt Augsburg instandgesetzt.

Patlay arbeitet seit vielen Jahren fรผr Teatr.doc, ein unabhรคngiges Theaterkollektiv mit Sitz in Moskau, das auf Dokumentartheater spezialisiert ist. 2016-2019 hat sie ein Theaterprogramm im Sacharow-Zentrum in Moskau kuratiert, das Archรคologie der Erinnerung heiรŸt. Sie hat eine Reihe von Dokumentarstรผcken inszeniert, die brennenden sozialen, politischen und historischen Fragen gewidmet sind, zwei davon im Meyerhold-Zentrum in Moskau. Ihre letzte Performance mit dem Titel Memoria erzรคhlte die Geschichte der Grรผndung und Auflรถsung der russischen Rechtsverteidigungsorganisation Memorial.

Seit einem Jahr im Exil

Anastasia Patlay befindet sich seit einem Jahr im Exil und reiste am 8.2. aus Spanien an. Sie nimmt direkt die Arbeit auf, wird am Brechtfestival 2023 (10 bis -19. Februar) beteiligt sein und ist mit Julian Warner, dem Kรผnstlerischen Leiter des Festivals, im Austausch รผber die mรถgliche Umsetzung eines Gastspiels im Brechtfestival 2024.

Aktuell arbeitet Patlay auรŸerdem an einem Projekt der Kulturstiftung Floating EKA mit Theatergruppen aus der Ukraine, Polen, WeiรŸrussland und Russland. Mit Mitteln des Dokumentartheaters soll die Vielschichtigkeit von Nachbarschaftsbeziehungen erkundet werden. Der Schwerpunkt verlagert sich darin von der globalen Tragรถdie des Krieges auf persรถnlichere, private Geschichten und sucht nach Antworten auf die Fragen ยปHรคtte man es vermeiden kรถnnen?ยซ und ยปWie sind wir hierhergekommen?ยซ


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