Fanzine-K(H)unde.

Das ISIDOR-Fanzine knüpft an subkulturelle Texttraditionen der 70er, 80er und 90er an und bildet dabei zeitaktuell Untergrund, Gegenkulturen und Avantgarde aus dem Jahr 2022 ab. Dabei wird es selbst ein Stück Literatur.

Die dritte Ausgabe des ISIDOR-Fanzines liegt vor und berichtet in Interviews, Texten, Gastkolumnen, subjektiven bis launischen Reflexionen und Rezensionen aus der Indendent-Kultur. Der Untertitel: »Musik, Kultur, Sport, Alltag und andere Grausamkeiten.« Und weiter: »Intrinsisch motivierte Texte zur fokusierten Aggressionsreduktion«. Selbstironie und Geschmackssicherheit, united. Herausgeber des Fanzines ist der Höchstädter Bernd Spring – als Musiker (DEEP) und Label-Macher (Dhyana Records) selbst Teil der regionalen (und durch seine Label-Arbeit auch globalen) Subkulturszene.

Sicher: ISIDOR – oder ein Fanzine überhaupt – ist kein Buch. Dennoch ist es ein Medium, das seit je her Literatur! ruft. Wahrscheinlich will ein Fanzine sogar mehr gelesen werden als ein Buch. Dennoch ist die Textkultur eine andere; die für Fanzines aber programmatische, strenge Subjektivität löst dessen Texte von bloßen Gebrauchstexten – auch in der Freiheit der Textlänge, der Freiheit von Werbung und Anzeigen sowie im schillernden Arabesken-Reichtum.

Subkult Druck-zuck

Jeder Text: ein Autorentext. Jeder Text: ein Gestus, ein Stil. Letztendlich auch die Rückbindung an das Medium Papier, welche ein heute fabriziertes Fanzine neben allen Blogs, Social Media Kanälen und Influencer-Abflussrohren bewusst zum Druckerzeugnis macht, lässt diese Zeitschriften Teil der Buch- und Journalkultur sowie der Literatur werden. Die zweite Ausgabe des ISIDOR-Fanzines war in einer zusätzlichen Luxus-Variante erschienen, ein Schritt, der natürlich auch an haptische Bibliophilie mahnt.

Textästhetiken & Schreibstile

Darum geht es in der dritten Ausgabe von ISIDOR: Interviews mit der Augsburger Hausmusikpunk-Kapelle Jesus Jackson & die grenzlandreiter, mit dem Macher des Cinemaniacs Filmfestivals Türkheim, mit einem Fan anarchistischer Rollenspiele, mit dem Musiker Mathias Götz (Le Millipede) und mit Wolfgang Petters vom Hausmusik-Label über das Ende November in Landsberg stattfindende »m a c h e n 1«-Festival. Dazu Plattenrezensionen, Konzert-Erlebnisberichte und Themenartikel von Gästen aus Sub- und Gegenkultur.

Dabei geschieht auch mitten im Interview literarische Textreflektion. Im Interview mit Mathias Götz heißt es seitens des Interviewers: »Vor allem funktioniert das gut [das Lesen von Artikeln über Musik], wenn mich der Schreibstil anspricht. Das kann dann bei mir sogar so weit gehen, dass ich den Text genieße, auch wenn mich die Band oder die Musikrichtung überhaupt nicht interessiert.«

Ebenso im Gespräch mit der Band Jesus Jackson & die grenzlandreiter ist die Literatur nicht weit; Musiker Gerald Fiebig war Mitbegründer der legendären Augsburger Literaturzeitschrift Zeitriss, Gitarrist Mathias Huber und Sänger Jürgen Jäcklin waren ebenfalls Teil der Redaktion. Die Entstehung von Songtexten blitzt auch als Thema im Interview mit ISIDOR auf. Buchrezensionen hingegen enthält ISIDOR keine, der Fokus liegt momentan auf Musik, Film und Livemusik.
– Martin Schmidt

• Das ISIDOR-Fanzine ist bestellbar (2,80 Euro zuzüglich Porto & Verpackung) über die Webseite oder per E-Mail. Die nächste Ausgabe des ISIDOR erscheint im Dezember.


ISIDOR Fanzine.
Durchgängig bebildert (s/w)
Ausgabe 3 | August 2022
Taschenbuchbindung, 96 Seiten
Erhältlich für 2,80 Euro zuzüglich Porto & Verpackung

ISBN: 1-2-3-Polizei!


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