Brechtfestival: Julian Warner gibt Ausblick auf 2023 bis 2025

Festival-Leiter Julian Warner stellt Konzept im Kulturausschuss vor. Im Mittelpunkt steht Brechts Arbeitsweise. Trachtenheim wird die Festivalzentrale. Brechthaus soll Artists-in-Residence-Programm bekommen. Neues Festivalarchiv geht online.

Beim Brechtfestival stehen die Zeichen auf Veränderung: 2022 findet turnusgemäß ein Wechsel der Künstlerischen Leitung statt. Der in München lebende Kulturanthropologe, Musiker und Performance-Künstler Julian Warner hat die Leitung für die kommenden drei Jahre übernommen. In der Sitzung des Kulturausschusses am 10. Oktober stellte er sein Festivalkonzept sowie ein Artists-in-Residence-Programm für das Brechthaus vor. Im Dezember sollen dann Einzelheiten präsentiert werden.

Das Brechtfestival findet im Jahr 2023 vom 10. bis 19. Februar statt – der 10. Februar ist der 125. Geburtstag des Dichters, Dramatikers und Librettisten. »Julian Warner und seinem Team wünsche ich alles Gute für die Zeit in Augsburg. Ich bin neugierig auf seine Lesart von Brecht, wie er künstlerisch damit umgeht und welche Perspektiven er dadurch möglich macht«, so Kulturreferent Jürgen K. Enninger.


Das Brechtfestival wird in den drei Jahren eine Plattform für eine zeitgenössische und spartenübergreifende Auseinandersetzung mit dem brecht‘schen Werk und der brecht‘schen Welt werden.

– Julian Warner, neuer Leiter des Brechtfestivals

2023 – 2025: »Die große Methode«

Julian Warners Ansatz erstreckt sich über die gesamten drei Jahre seiner Amtszeit und trägt die Überschrift »Die große Methode«. Im Mittelpunkt steht Brechts prozesshafte Arbeitsweise. »Das Brechtfestival wird in den drei Jahren eine Plattform für eine zeitgenössische und spartenübergreifende Auseinandersetzung mit dem brecht‘schen Werk und der brecht‘schen Welt werden«, so Warner.

Es wandelt sich in ein produzierendes, partizipatives Gesamtkunstwerk, bei dem zivilgesellschaftliche Initiativen und lokale Vereine – Brechts Methode kapernd – ins Licht treten. Neue temporäre Spielstätten werden zu Austragungsorten des Festivals. Dabei ist 2023 vor allem der Stadtteil Lechhausen von Bedeutung, wo das dortige Trachtenheim Saalbau Krone zur Festivalzentrale wird.

Programmausblick Brechtfestival 2023«

Der Künstlerische Leiter gab im Kulturausschuss Ausblicke auf das kommende Festival vom 10. bis 19. Februar 2023, dessen Programm im Dezember veröffentlich wird. Geplant ist u.a. eine große Eröffnungsparade, ein Festakt, Wrestling als politisches Theater und Gespräche mit Brecht als Künstliche Intelligenz. Das Staatstheater Augsburg als Kooperationspartner des Festivals ist mit seiner digitalen Sparte bei dieser Produktion (Arbeitstitel Automatic Brecht) federführend.

Die Künstlerkollektive God’s Entertainment und Club Real bringen partizipative Projekte zwischen Kunst, Politik und Stadtentwicklung nach Augsburg. Das Theater Bremen zeigt ein Gastspiel von Brechts Fragment Ein Brotladen. Die Lange Brechtnacht macht mit »Impossible Music« ungewöhnliche Kollaborationen hörbar. Kurator Girisha Fernando arbeitet für die Realisierung des Programms erstmals mit dem Musiker Markus Acher (The Notwist u.a.) zusammen.

»BRECHT DIGITAL« geht online

Im Rahmen des Relaunches der Festivalwebseite mündet das von der Kulturstiftung des Bundes geförderte Projekt »BRECHT DIGITAL« im neuen Archiv auf www.brechtfestival.de. Die Festivals haben während der Corona-Pandemie außergewöhnliche künstlerische, digitale Beiträge hervorgebracht, die hier – sofern urheberrechtlich möglich – nun einen würdigen Platz finden.

»Das Archiv ist ein wunderbares, nachhaltiges Werkzeug, um vergangene und zukünftige Festivalausgaben sichtbar zu halten. Ich sehe es als einen Ort, um über Brecht und seine ungebrochene Bedeutung ins Gespräch zu kommen. Es zeigt außerdem, welche Entwicklung dieses für Augsburg so wertvolle Festival gemacht hat, was es war und was es sein kann«, erklärt Kulturreferent Jürgen K. Enninger. BRECHT DIGITAL wurde entwickelt im Rahmen von dive.in Programm für digitale Interaktionen der Kulturstiftung des Bundes, gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) im Programm NEUSTART KULTUR.

Konzept für Artists-in-Residence-Programm

Zum 125. Geburtstag von Bertolt Brecht im Jahr 2023 hat die Stadt Augsburg den 2. Stock im Brechthaus wieder bewohnbar gemacht und möchte die Räume erstmals für ein Artists-in-Residence-Programm zur Verfügung stellen. Julian Warner ist mit der Aufgabe betraut, ein Konzept für die Jahre 2023 bis 2025 zu entwickeln. Für die Auswahl der Stipendiatinnen und Stipendiaten wird das Augenmerk auf gefährdete Kulturschaffende gelegt werden.

Hierfür wird eine Zusammenarbeit mit der Martin-Roth-Initiative vom Goethe Institut und ifa, dem Institut für Auslandsbeziehungen, angestrebt. »Das Programm leistet damit nicht nur existentielle Hilfe, sondern schafft auch eine internationale Vernetzung, von der die Augsburger Kulturszene langfristig profitieren kann«, erklärt Kulturreferent Jürgen K. Enninger.
[pm | auxlit]

• Portrait: der Festival-Leiter Julian Warner •

Julian Warner. Foto: Fabian Schreyer

Julian Warner ist Künstler und Kurator. Unter dem Alias Fehler Kuti veröffentlicht er vielbesprochene Popmusik und Performances. Er ist künstlerischer Leiter des Festivals der KulturRegion Stuttgart 2022 und co-kuratierte Performing Arts Festivals für das Künstler*innenhaus Mousonturm (mit Elisa Liepsch), die Münchner Kammerspiele (mit Julia Grosse) und die Berliner Sophiensaele.

2021 entwarf er für das internationale Theaterfestival Spielart ein Großprojekt im öffentlichen Raum zu gegenwärtigen Diskursen der Angst (»Global Angst: Parlament. Parade. Ritual.«). Er war Performer diverser Essay-Performances von Oliver Zahn sowie Dramaturg und Ethnograf von Anta Helena Reckes »Schwarzkopie Mittelreich«.

Als wissenschaftlicher Mitarbeiter arbeitete und lehrte er am Institut für Kulturanthropologie der Georg-August-Universität Göttingen und ist mit Elisa Liepsch Ko-Herausgeber des Sammelbandes ALLIANZEN — Kritische Praxis an weißen Institutionen. Zuletzt gab er einen Sammelband zum Stand der postkolonialen Kritik in Deutschland heraus: »After Europe«. Beiträge zur dekolonialen Kritik erschien 2021 im Verbrecher Verlag.


Eugen Berthold Friedrich Brecht wurde am 10. Februar 1898 in Augsburg geboren und starb als Bertolt Brecht am 14.8.1956 in Ost-Berlin. Er gilt als der einflussreichste Dichter des 20. Jahrhunderts. Seine Theaterarbeit inspiriert bis heute weltweit.

Das Brechtfestival Augsburg wird veranstaltet vom Brechtbüro im Kulturamt der Stadt Augsburg in Kooperation mit dem Staatstheater Augsburg. Partner des Brechtfestivals ist die Stadtsparkasse Augsburg. Hauptsponsor des Brechtfestivals sind die Stadtwerke Augsburg.

Unterstützung erfährt das Festival durch das Bayerische Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst, dem Bezirk Schwaben sowie dem dive.in Programm für digitale Interaktionen der Kulturstiftung des Bundes, gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) im Programm NEUSTART KULTUR.

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