Heimatsuche in Böhmen

Die in Augsburg geborene und aufgewachsene Autorin Claudia Nentwich legt mit »Königswald« ihr neues Buch vor.

Claudia Nentwich. Foto: Lisa Schroeder

Königswald heißt die Erzählung, die Claudia Nentwich, geboren und aufgewachsen in Augsburg, nun im KLAK-Verlag Berlin veröffentlicht hat. Königswald ist eine autofiktionale Erzählung, die zwischen Deutschland und Tschechien spielt. Die Autorin wurde 1962 im Vincentinum geboren und wuchs dann bei ihren Großeltern im Landkreis Augsburg auf.

Claudia Nentwich, die in Augsburg ab dem 18. Lebensjahr eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin machte, ist eng mit der Augsburger Musikszene der frühen 80er verwoben. Ihre Pferseer Wohnung übernahm sie vom Gründer des Spectrums, mit ihrer Punkband Sagrotan spielte sie unter anderem im einstigen Subway in der Gögginger Straße. Mit dessen Inhaber Nono Neumann war sie bis zu seinem Tod vor einigen Monaten befreundet. Er war wie Nentwich später nach Berlin gegangen und hatte dort die Kultkneipe Ex & Pop aufgezogen.

Von Böhmen nach Deubach

Der Song »Lost Country«, der die Vertreibungsgeschichte der Vorfahren Nentwichs verarbeitet.

Nentwich lebte zwei Jahre in Barcelona, bevor sie nach Berlin zog, wo sie heute noch lebt, als Autorin und Songwriterin (> Youtube <), die auch schon mit Manfred Maurenbrecher zusammenarbeitete. »Für mich ist Augsburg nach wie vor ein wichtiger Ort, auch weil ich hier aufgewachsen bin«, sagt Nentwich, die regelmäßig auf Besuch in die Fuggerstadt kommt, weil sie hier noch Freunde hat. Ihr zweites Buch Schlaf gut, Böhmen! Lebenswege 1911-1948 (BoD – Books on Demand, 2. Aufl. 2015) entstand auf der Basis von Interviews, die sie mit ihren Großeltern über deren Leben in Nordböhmen und ihrer Ankunft in Deutschland geführt hat.

Der Großvater war vor dem Zweiten Weltkrieg bei der Bahn in Sachsen angestellt. Als Busfahrer hatte er viele Fernfahrten gemacht, die ihn auch nach Augsburg geführt haben. »Er hat mir oft erzählt, dass er immer nach Augsburg wollte, weil es ihm da so gut gefiel«, so Nentwich. Ihre Großeltern arbeiteten schließlich eine Zeitlang bei der SWA (Mechanische Baumwollspinnerei und Weberei Augsburg), bis der Großvater eine Anstellung bei der Bahn als Oberbauschweisser bekam und sie nach Deubach zogen. Im Buch Schlaf gut, Böhmen! gibt es dazu ein paar Passagen.

»Königswald«: Zwei Frauen entdecken Geheimnisse der Vergangenheit

Und nun, 2022, Nentwichs Erzählung Königswald. Auch hier spielen die Themen Tschechien, Heimat und Vergangenheit eine Rolle. Zum Inhalt: Als Anna, Buchhändlerin aus Berlin, erfährt, dass ein Versteck im ehemaligen Haus ihrer Urgroßeltern in Tschechien entdeckt wurde, macht sie sich auf die Reise ins Nachbarland. Sie trifft auf die Journalistin Milena, die gerade ganz andere Sorgen hat.

Die beiden Frauen stoßen auf längst vergessene Ereignisse und begeben sich auf eine Suche in die Vergangenheit, die sie vor die Frage stellt, was diese Vergangenheit mit ihrem Leben in der modernen europäischen Wirklichkeit zu tun hat. Eine Erzählung, in der Claudia Nentwich (auch wenn Augsburg hier nicht vorkommt) eigene Lebensthemen, geschichtliche Fakten und Fiktion zu einer berührenden Geschichte vermengt. [pm / auxlit / msc]

Claudia Nentwich. Jahrgang 1962, schreibt Songs und Bücher. Sie lebt in Berlin, hat Sprachen und Gesang studiert und als Musical-Darstellerin, Gesangslehrerin und Journalistin gearbeitet. Seit 2007 veranstaltet sie regelmäßig Konzerte und Lesungen unter dem Label »Songs ohne Boot«. www.claudia-nentwich.de | Foto: Lisa Schroeder


Claudia Nentwich: Königswald. Erzählung
136 Seiten
KLAK-Verlag, Berlin 2022
ISBN 978-3-948156-61-9

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