Nylon ist (S)trumpf.

Zwischen Konsumgegenstand und der Konstruktion von Weiblichkeit: Mit dem Buch »Verführerisch« legt das Staatliche Textilmuseum Augsburg eine kulturwissenschaftliche Arbeit zur Konsumgeschichte des Strumpfes in Deutschland vor. Exponate im tim begleiten die spannende, reich bebilderte Studiensammlung.

Die Veröffentlichung des Buches Verführerisch. Studien zur Konsumgeschichte des Strumpfes in Deutschland (Verlag Friedrich Pustet) kommt nicht von ungefähr: Das Staatliche Textilmuseum Augsburg (tim) hat jüngst den umfangreichen Fundus des nie verwirklichten Deutschen Strumpfmuseums übernommen. Der tim-Direktor Dr. Karl Borromäus Murr und die stellvertretende Museumsleiterin Dr. Michaela Breil geben mit dem nun erschienenen Band einen instruktiven, spannenden Einblick in eine bis dato nur wenig erforschte deutsche Konsumgeschichte.

Strümpfe – für die einen lediglich ein funktionales Kleidungsstück, für die anderen jedoch ein textiles Accessoire, das hocherotisch aufgeladen ist. Vor allem am weiblichen Bein beflügeln Strümpfe seit Jahrhunderten die Fantasie der Betrachter – ein Umstand, den die Werbung im Zeitalter des Kapitalismus zu nutzen weiß. Die Kulturwissenschaft verortet Strümpfe im Spannungsfeld von Erotik und Moral, in dem die tiefere Dialektik von Verbergen und Zeigen wirksam ist.

Die im Buch versammelten Beiträge fragen nach Vertrieb, Marketing, Werbestrategien, Moden, Körper- und Geschlechterbildern, moralischen Tabus, literarischen Verarbeitungen und filmischen Thematisierungen dieses so attraktiven Kleidungsstücks. Die Konsumgeschichte des Strumpfes im 19. und 20. Jahrhundert ist gleichsam Mode- und Körpergeschichte, mehr noch: auch eine Geschichte als Mittel der Konstruktion von Weiblichkeit.

Von links nach rechts: • Werbetafel der Firma Kunert • Designerstrumpfhose »Diament«, 1992 • Strumpfverpackungen, Hudson 1968 • Strumpfautomat aus den 1950er-Jahren
Fotos: Staatliches Textilmuseum Augsburg

• DIE HERAUSGEBER

Michaela Breil, Dr. phil., ist stellvertretende Museumsleiterin und Sammlungskuratorin für Mode und Textil im Staatlichen Textil- und Industriemuseum Augsburg. Sie kuratierte u. a. die Sonderausstellung Deutsche Strumpfdynastien – Maschen, Mode, Macher.

Karl Borromäus Murr, Dr. phil., ist Direktor des Staatlichen Textil- und Industriemuseums Augsburg, Vorsitzender der European Museum Academy sowie Lehrbeauftragter an der Universität Augsburg.

www.tim-bayern.de


Michaela Breil & Karl Borromäus Murr (Hrsg): Verführerisch. Studien zur Konsumgeschichte des Strumpfes in Deutschland.
Gebunden, 192 Seiten
Verlag Friedrich Pustet 2022, Reihe »Bayerische Geschichte«
ISBN/EAN: 9783791732749
– Erschienen am 29.09.2022


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