Die Erscheinung des Standardwerks »Evangelische Friedhöfe in Bayern« ist Anlass der aktuellen Ausstellung »unendlich still« auf dem Protestantischen Friedhof Augsburg.
Von 11. Mai bis 30. September findet auf dem Protestantischen Friedhof Augsburg die Ausstellung unendlich still – Zeitgenössische Kunst auf dem Protestantischen Friedhof statt. Anlass für die Ausstellung ist das Erscheinen des Standardwerks Evangelische Friedhöfe in Bayern (Franz Schiermeier Verlag, München). Der älteste Friedhof Augsburgs, auf dem noch bestattet wird, fand Aufnahme in die dort portraitierten 61 Beispiele protestantischer Friedhöfen. Aus dem Kirchenkreis Augsburg werden im Band in Bild und Text auch die evangelischen Friedhöfe in Bad Grönenbach, Kempten, Haunsheim, Nördlingen und Mönchsdeggingen vorgestellt, gen Osten fanden auch die Gottesacker in Eichstock, Lanzenried und Obersallerhausen in das 580 Seiten starke Standardwerk.
Entsprechend stammt ein Teil der Autoren aus Augsburg und Region. Der Augsburger Martin Reuter, der Neusäß-Westheier Helmut Funck und der Friedberger Erwin Stier haben zu dem Standardwerk beigetragen. Reuter widmet sich mit seinem Co-Autor Dr. Wilfried Sponsel (Nördlingen) dem Zusammenwirken von Kirchengemeinde und Kommune auf dem Friedhof Nördlingen, Funck portraitiert den Mennonitischen Friedhof in Eichstock und der ehemalige Friedhofsleiter Stier seine ihm einst anvertraute Stätte, den Protestantischen Friedhof in der Haunstetter Straße. Einer der beiden Herausgeber, Prof. Dr. theol. Klaus Raschzok (Augustana-Hochschule Neuendettelsau), war übrigens vor seiner Lehrstuhltätigkeit von 1984 bis 1991 Pfarrer in Zusmarshausen. Aus dem nahen München gesellen sich die Autoren Helmut Braun, Andreas Hetzel und Ulrike Kost hinzu. Insgesamt trugen über 30 Autorinnen und Autoren zu dem Buch bei. Mitherausgeber neben Raschzok ist Oberkirchenrat Prof. Dr. iur. Hans-Peter Hübner. (Augustana-Hochschule Neuendettelsau).
35 Aufsätze gehen den Friedhofportraits voran. Sie untersuchen Glaube, Frömmigkeit und Kultur im Spiegel evangelischer Friedhöfe, betrachten Gestalt und Gestaltung der Orte oder werfen auch einen Blick auf die Zukunft des evangelischen Friedhofs in Bayern. Der Theologe und Christliche Archäologe Reiner Sörries, von 1992 bis 2015 Direktor des Zentralinstituts und Museum für Sepulkralkultur Kassel, trägt mit seinem Aufsatz Schlafhäuser und ein sanft Ruhebett. Martin Luther und die Bestattungs- und Friedhofskultur einen besonders einsichtsreichen Artikel bei.



Der Protestantische Friedhof Augsburg in Bildern.
Die 61 Friedhofportraits lenken exemplarisch den Blick auf die Geschichte und heutige Gestalt protestantischer Friedhöfe. Die unterschiedlichen Beiträge werfen einen Blick auf die vielfältigen materialen und historisch gewachsenen Gegebenheiten und die Bestattungskultur, die sich in den Kirchengemeinden in einer große Vielfalt entwickelt haben. Autorinnen und Autoren aus den Geschichts- und Kulturwissenschaften, aus Kunst und Landschaftsplanung und anderen Bereichen widmen sich Formen und Traditionen der Friedhofskultur. Weitere Aufsätze gehen auf die rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eines kirchlichen Friedhofs ein.
Aber auch theologische Überlegungen finden Einzug in der Zusammenstellung der Aufsätze. Sie nehmen Herausforderungen und Chance in den Blick, die ein konfessioneller Friedhof für die evamgelische Kirche und ihre Verkündigung birgt. In den ausgewählten Portraits scheinen auch immer wieder Bezüge zum Sonntagsgottesdienst oder zu besonderen Gottesdiensten innerhalb des Kirchenjahres auf, wenn z. B. der Gang über den Friedhof auf dem Weg vom oder zum Gottesdienst als Bestandteil der »Sonntagsliturgie« einer Gemeinde beschrieben wird, das Totengedenken direkt auf dem Friedhof gehalten wird oder etwa die Osternacht direkt auf dem Friedhof beginnt bzw. endet. Auch das gottesdienstliche Geschehen bei Aussegnung und Beerdigungsgottesdienst wird in den Blick genommen. Seitenblicke auf die Friedhofspraxis anderer Konfessionen und Religionen helfen dabei, die eigene Identität im Gegenüber zu je Anderen entdecken.
Friedhöfe in Haunsheim, Kempten, Nürnberg, Schwabach und Segringen. Alle Fotos: Gerhard Hagen (Bamberg)
Rund 700 Abbildungen machen das Buch zu einer anschaulichen Reise zu Friedhofs- und Trauerkultur. Neben den eindrücklichen Farbfotografien von Gerhard Hagen (Bamberg) tragen hierzu auch historische Fotografien, Zeichnungen, Katasterkarten, Entwürfe, Grundrisse und Lagepläne bei. Der Band wird ergänzt durch eine Verzeichnis sämtlicher sich in evangelisch-lutherischer Trägerschaft befindlicher (und heute noch genutzter) Friedhöfe in Bayern. Nach dem Urteil des Berliner Kulturwissenschaftlers und pensionierten Museumsdirektors Prof. Dr. Konrad Vanja, werde der Band »ein dauerhafter und spannender Begleiter unserer Bestattungs- und Friedhofskultur werden, den man mit Interesse immer wieder – handbuchartig – konsultieren kann.«
www.stadtatlas-muenchen.de
Hans-Peter Hübner und Klaus Raschzok (Herausgeber):
Evangelische Friedhöfe in Bayern
Mit Fotos von Gerhard Hagen
Franz Schiermeier Verlag München, 2022
Hardcover, 580 Seiten, ca. 700 Abbildungen
Format: 21,0 x 29,7 cm
ISBN 978-3-948974-04-6, Buchhandelspreis: 39,50 Euro