Die Eisenbahn ist beides – trivial wie epochal, es gibt sie schon seit 200 Jahren, sie ist Gegenwart und Vergangenheit. Frei nach Nietzsche könnte man sagen: Das Leben ohne Eisenbahn ist wie ein Irrtum. Sie zwingt uns zu Fragen: Wo stehen wir? Wer sind wir? Haben wir uns verändert? Wo wollen wir hin? Ist das in Ordnung? Oder der Untergang? Fragen, die auch und insbesondere die Literatur angesprochen und ausgesprochen hat: von Heine, Fontane, Kafka und Max Frisch bis hin zu Rose Ausländer, Helga Novak und Marie Luise Kaschnitz. Erich Kästner hat es in seinem “Eisenbahngleichnis” auf den Punkt gebracht: “Wir sitzen alle im gleichen Zug und reisen quer durch die Zeit.”
Referent: Wolfgang Minaty – studierter Germanist und Historiker, freier Journalist, lange Jahre Redakteur bei einer überregionalen Tageszeitung, Herausgeber von “Bitte einsteigen!: Die schönsten Eisenbahn-Gedichte” (2010), Kunstpreis des Landkreises Augsburg 2021