Interview ★ Das Musiktheater »Zwischen den Sternen« ist als Open Air Aufführung im Naturfreibad Fischach zu sehen. Das Stück der Theaterpoetin Gabriele Beier dreht sich um »Rilke und Konsorten« – es wird gesprochen, getanzt, gespielt und gesungen. ★ mit Video-Trailer
Ein Musiktheater, einen Poesie-Circus rund um »Rilke und Konsorten«, aber eben auch mit der Schutzengel Gang, verspricht ► Gabriele Beiers neues Stück Zwischen den Sternen. Hier werden Rilke und Co gesprochen, getanzt und gesungen, mit Band und der verträumten und verspielten Schutzengel Gang – und deren »Waffe« ist: die Poesie und das Schöne! Nach seiner gefeierten Premiere in Augsburg wird Zwischen den Sternen nun am Freitag, 11. Juli (20.30 Uhr) unter freiem Sternenhimmel nun im Naturfreibad FISCHACH (➳ Schmutterweg 6, Fischach) zu sehen sein. Karten: Abendkasse, Infos Tel.: 08238/90004, E-Mail ► klexs-theater@t-online.de.
»Rilke ist magisch –
und Tanz und Musik können es auch sein«
Gespräch mit Gabriele Beier, Autorin und Regisseurin des Musiktheaters »Zwischen den Sternen«

► Martin Schmidt: Gabriele, Rilke steht im Mittelpunkt deines Musik- und Tanztheaters Zwischen den Sternen. Gab es ein bestimmtes Rilke-Gedicht, dass die Initialzündung für das Stück gab? Wie bist du auf die Idee für das Stück gekommen?
Gabriele Beier: Rilke interessiert mich schon sehr lange. Es gab nicht das eine Gedicht, sondern gleich so viele Texte von ihm, die einfach berühren. Rilke führt uns in einen sensiblen, sehr weiten, feinen und tiefen Kosmos. Das ist genau das Gebiet, was mich in der Kunst interessiert. Und endlich war die Zeit reif dafür, Rilke zu inszenieren.
► Wie lange hast du gebraucht, die Gedichte auszusuchen und wie bist du dabei vorgegangen?Lange, ich würde sagen: ewig 😊 Entscheide dich mal bei Rilke….! Ich hatte am Ende eine ziemlich große Auswahl, da habe ich mich immer wieder reingefühlt. Was passt zusammen, wo ist der rote Faden, dass es stimmig wird. Und wie können wir als Ensemble dort eintauchen mit Bewegung, Sprache und Musik. Die Frage stand ständig im Raum: Wie kann Rilkes Tiefe mit unserer eigenen Tiefe kommunizieren.
► Kannst du dich an deine erste Begegnung mit Rilke erinnern? Wann und wo war das?
Ich bin in Köln aufgewachsen und dort in der Innenstadt gab und gibt es einen ganz wunderbaren großen Buchladen, in dem ich oft rumstöberte. Da entdeckte ich gleich zwei Lieblingsbücher. Einmal von Camus und dann Rilke. Passt ja erstmal nicht zusammen. Aber eigentlich dann irgendwo wieder doch. Die beiden haben eine gemeinsame Schnittmenge: Die Welt auch mal mit Abstand betrachten zu können. Tief in das Philosophische zu gehen und dabei sehr fein und sensibel zu werden. Beide haben das Immaterielle in der Materie gesucht. Das hat mich in der Pubertät sehr beeindruckt und mir sehr viel Halt und auch ein Vorbild gegeben.
► Welche Rilkesche Motive sprechen dich besonders an? Was bedeutet Rilke dir persönlich, und was als Künstlerin für dein Schaffen?
Besonders spricht mich an, wenn Rilke eigene Lebenserlebnisse umwandelt, zu etwas Transzendentem/Größerem und daraus eine ganz andere überraschende Herangehensweise für das Leben entwickelt. Man lernt von ihm, man fühlt sich ermutigt, ehrlich das zu tun, was man innerlich fühlt.
Trailer mit Ausschnitten aus »Zwischen den Sternen« • Video: Klexs Theater
► Rilke schrieb selber viel über andere Künste – über Tanz, über Musik, über Schauspiel. Hatten seine Gedichten und Aussagen hier Einfluss auf die Ausgestaltung entsprechender Elemente im Stück?
Ja, klar, weil seine Gedichte nicht nur Worte sind, sondern sich zugleich wie Tanz, Melodie, und auch wie Theater anfühlen. Man fühlt sich geradezu beflügelt, seine Worte, die wie magische Türen sind, mit anderen Ausdruckmitteln darzustellen.
► Was haben für dich Tanz und Musik mit Rilke gemein?
Rilke ist magisch und Tanz und Musik können es auch sein – sozusagen ein Eintreten in eine Wunderkammer mit so viel Staunen.
► Vor unserem Interview meintest du zu mir, dass Rilke zwei Seiten habe – welche sind das und wo siehst du sie?
Rilke beschäftigte sich sehr mit seinen inneren Schatten. Er hatte den Mut, dorthin, zu sich selbst zu blicken, ließ uns in seinen Werken daran teilhaben, was ihn und letztendlich uns alle beschäftigt. Aber er ist immer wieder aus den inneren Welten aufgetaucht und hat die Menschen mit unglaublich viel Schönem und Sehnsuchtsvollen beschenkt.


► Hast du beim Schreiben des Stücks neben Rilke-Gedichten auch Literatur über Rilke gelesen? Die eventuell Einfluss hatte bei der Konzeption des Stücks?
Ja, das habe ich, natürlich, entscheidend bleibt für mich jedoch die unmittelbare Begegnung mit seinen Gedichten.
► Das interessiert mich auch: War dein Stück »fertig« geschrieben und wurde dann umgesetzt oder war es ein Prozess, in der Impulse der Sänger, Tänzer, Musiker für Änderungen gesorgt haben?
Es war im Vorfeld schon viel im Text des Stückes fertig formuliert, aber nichts sollte einzementiert sein. Es macht großen Spaß, wenn sich im Probenprozess mit den Künstlern neue Varianten und Ideen entwickeln, neue Fenster öffnen, wenn es ein Ausprobieren geben darf.
► Verrätst du ein paar der Gedichte, die im Stück vorkommen? Sind auch Gedichte anderer Lyriker vertreten?
Von Rilke kommt unter Anderem z. B. Du musst das Leben nicht verstehen, Das Einhorn oder Der Abend vor. Neben Rilke kommen einige wenige andere Autoren vor, die auch einen größeren feinen Raum aufmachen. Für uns eine Freude, dass Peter Handkes Als das Kind Kind war so wunderbar in das Stück mit hineinpasst.

► Siehst du Korrespondenzen zwischen deiner Kunst und der Rilkes? Und wo gibt es vielleicht Unterschiede?
Ich spüre eine Gemeinsamkeit, beim Eintauchen in einen sensiblen künstlerischen Vorgang, der den inneren Raum und dessen Wahrnehmung verändert, wo einem dann die Worte fehlen, dies zu erklären. Es berührt dich einfach, lässt dich innehalten und lässt dich ganz ehrlich bei dir in einem faszinierenden und unvergessenen Augenblick ankommen. Rilkes Weltinnenraum auf die Bühne zu bringen, birgt besondere Herausforderungen und bedarf einer Neuschöpfung in anderen Ausdrucksformen wie Tanz, Sprache und Musik, um sich dann dennoch zu etwas Gemeinsamen zu verbinden.
► Gibt es einen Lieblings Vers von Rilke, der dich begleitet?
»….und schlichen hoch ins Weltgetriebe
sich wirklich solche Sterne ein, –
sie müssten der verborgenen Liebe
und allen Dichtern heilig sein.«
Beiers Stück zeigt: Rilkes Weltinnenraum ist im Bewusstsein der Menschen und im großen Kosmos, er erinnert daran, dass wir mit Würde und Menschlichkeit miteinander umgehen: Die Fantasie und ihre atemberaubende Welt als letzten magischen Ort, der uns von Kindheit an mit zeitloser Schönheit begleitet, fasziniert und inspiriert, gilt es zu bewahren, damit sie von den Menschen nicht vergessen wird.
Mit magischer Kraft, großer Bildersprache und gleichzeitig musikalisch agiert die im Stück Zwischen den Sternen die »Schutzengel Gang«, und zwar auf sehr originelle Weise und mit Herz und Verstand. Mal einfühlsam und zart, mal verträumt und verspielt oder auch mit verzauberter Komik, unterstützt von so manchem Überraschungsgast und natürlich mit Rilkes poetischem Universum, lässt die Schutzengel Gang das Publikum erstaunen. Denn das ist ihre Welt: der Zauber eines magischen Traumes.
Das Stück wird präsentiert vom ► Klexs Theater mit dem Augsburg München Schauspiel, gefördert vom Bayerischen Staatsministerium für Kunst und dem Kulturamt Augsburg. ⟴ pm • auxlit
֍ Freitag, 11. Juli | Fischach, ➳ Naturfreibad | 20.30 Uhr
Abendkasse / Karteninfo: Tel.: 08238/90004, E-Mail klexs-theater@t-online.de.
Regie: Gabriele Beier
Komposition und Live-Musik: Fabian Klebig, Eric Zwang Eriksson, Bettina Behm
Schauspiel und Tanz: Martina Sedlmeier, Daniela Reith, Gabriele Beier, Irina Martel
Trailer: Michael Kalb
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