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Schwäbischer Literaturpreis 2022 geht an Heinz Peter Geißler

Drei Autoren und eine Autorin werden ausgezeichnet. Den 1. Preis erhält der gebürtige Allgäuer Heinz Peter Geißler. Der Preis wurde zum 17. Mal verliehen.

Verloren, vergessen, in Literatur verwandelt: »Lost Places. Verlorene Orte« lautete das Thema des diesjährigen Schwäbischen Literaturpreises. 226 Autorinnen und Autoren reichten anonym Texte ein, nun stehen die Sieger fest. Diese wurden nun am Dienstagabend, 27. September, im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung im Augsburger Kulturhaus Kresslesmühle öffentlich bekanntgegeben und prämiert: Den mit 2.500 Euro dotierten Hauptpreis erhielt in diesem Jahr der aus dem Allgäu stammende Schriftsteller Heinz Peter Geißler (Bild, Foto: Peter Frese) für seine Kurzerzählung Unsere berühmte argentinische Stille.

Platz zwei (2.000 Euro) und drei (1.500 Euro) belegten Philipp Cyprian mit Kernschmelze und Michael Lichtwark-Aschoff mit Und die Ringe haben geschwiegen. Der Nachwuchspreis ging an Elisabetta Michel. Mehr zu der Gewinnerin und den Gewinnern erfahren Sie weiter unten im Artikel.

Die Teilnehmenden des 17. Schwäbischen Literaturpreises kamen zu je einem Drittel aus Bayerisch-Schwaben und Baden-Württemberg. Sechs Einsendungen erreichten den Bezirk Schwaben, der den Preis zum 17. Male auslobte, aus der Schweiz, neun aus Österreich, ein Text wurde aus dem außereuropäischen Ausland, aus Kyoto, eingereicht.


1. Preis: Argentinische Stille und ein Türchen in der Wand

Heinz Peter Geißler – er lebt in München und Cormoret in der Schweiz und ist geboren in Fischen im Allgäu – erhält den Hauptpreis des Schwäbischen Literaturpreises 2022 für seine kleine Erzählung Unsere berühmte argentinische Stille. Entstanden aus einem unfertigen Gedicht des Autors erzählt die Geschichte von einem Brüderpaar, das (nur noch) Erinnerungen teilt und sich zunehmend zu verlieren droht. Die Begründung durch die Jury: »Bevor sich der Text jedoch genauer mit diesem Brüderpaar und seiner Geschichte beschäftigt, widmet er sich der Beschreibung eines verlorenen gemeinsamen Ortes der Brüder: einem Türchen in der Wand, in dem die Brüder ein Päckchen mit Dingen gesammelt haben«, erklärt Jury-Mitglied Dr. Theresia Dingelmaier. »Literatur erzählt hier überaus kunstvoll von Verlorenem und Vergessenem.«. Der erste Preis ist mit 2.500 Euro dotiert.

Heinz Peter Geißler.
Foto: Peter Frese

Heinz Peter Geißler, geboren 1962 in Fischen im Allgäu, schreibt seit seiner Kindheit. Nach seinem Studium der Philosophie war er als freier Redakteur und Lektor für verschiedene Verlage tätig. 1997 erhielt er das Literaturstipendium der Stadt München. Zwischen 2000 und 2006 veröffentlichte Geißler vier Kinderbücher im Hanser Verlag sowie zahlreiche Beiträge in Anthologien und Zeitschriften. 2021 erschien Ich geh mir einen Vogel fangen u.a. (Engeler Verlag) und 2022 grüne Tiefe (Engeler Verlag).

2. Preis: Kernschmelze in der Einzimmerwohnung

Der zweite Preis des Schwäbischen Literaturpreises 2022 geht an Philipp Cyprian für seine Kurzerzählung Kernschmelze. Die Protagonisten des Textes verbringen einen heißen Tag in ihrer winzigen Einzimmerwohnung. »Äußerlich geschieht kaum Bemerkenswertes, die wenigen Ereignisse ließen sich als banal bezeichnen. Doch Philipp Cyprian gelingt es, einen erzählerischen Aggregatszustand herzustellen, der die Komplexität menschlicher Haltungen und Reaktionen literarisch bannt und beobachtbar macht«, führt Jury-Mitglied Dr. Sylvia Heudecker aus. Das Preisgeld beträgt 2.000 Euro.

Philipp Cyprian.
Foto: Heribert Schindler.

Philipp Cyprian, geboren 1997, wuchs in der Nähe von Sigmaringen auf. Nach dem Abitur arbeitete er ein Jahr lang in einer Sozialeinrichtung im Großraum London. Später studierte er Soziologie in Bremen. Heute studiert er am Literaturinstitut Hildesheim Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus. Er veröffentlichte bereits Beiträge in Zeitschriften und Anthologien. Zuletzt nahm er an der Prosawerkstatt Graz 2022 teil.

3. Preis: Und die Ringe haben geschwiegen – Ablagerungen

Der dritte Preis geht in die von auxlitera abgebildete Großregion Augsburg. Der in Stadtbergen lebende Autor und Arzt Michael Lichtwark-Aschoff wird für Und die Ringe haben geschwiegen mit dem dritten Preis des Schwäbischen Literaturpreises 2022 ausgezeichnet. Die Novelle spielt in Südamerika in einer Zeit der Gewaltherrschaft und erzählt von Baumringen und all dem, was sich daran ablagern kann. »Die Jahresringe sind ein Dokument, eine Art Lebenslauf des Baumes, oder in den Worten von Homér Retamal, dem Helden der Geschichte: ›Ein Baum kann den schlechten Tagen nicht davonlaufen‹«, so Jury-Vorsitzender Dr. Michael Friedrichs. »Man spitzt beim Lesen unwillkürlich die Ohren, man wird hellhörig und durchaus nachdenklich. Das ist nicht die schlechteste Wirkung guter Literatur.« Der dritte Preis ist mit einem Preisgeld von 1.500 Euro verbunden.

Michael Lichtwarck-Aschoff. Foto: Mirko Markic




Michael Lichtwarck-Aschoff, geboren 1946 im ländlichen Umkreis Münchens, arbeitete lange Jahre als Intensivmediziner in Augsburg. Seit 1974 lebt er in Augburg und Stadtbergen. Bevor ins erzählende Genre wechselte, schrieb er Arztbriefe und wissenschaftliche Beiträge. 2021 ist sein Roman Robert Kochs Affe (S. Hirzel Verlag) erschienen.

Nachwuchspreis für Elisabetta Michel

Der Schwäbische Literaturpreis 2022 in der Kategorie Nachwuchspreis geht in diesem Jahr an Elisabetta Michel für ihren Text Kreise. Dieser spielt im dritten Jahr der Corona-Pandemie, einer »seuche […], die sich nicht abschütteln lässt; egal, wie oft man hände wäscht, nachrichten anschaltet, nachrichten ausschaltet.« Jury-Mitglied Dr. Ulrike Längle kommentiert: »›Kreise‹ ist keine optimistische Befreiungsgeschichte, eher eine präzis beobachtete, skeptische Bestandsaufnahme kleiner Fortschritte einer jungen Frau, deren Erfahrungen die vieler anderer umfassen.« Der Nachwuchspreis beinhaltet eine Einladung zum Irseer Pegasus, einem mehrtägigen Schreib-Workshop unter der Anleitung erfahrener Schriftstellerinnen bzw. Schriftsteller.

Elisabetta Michel.
Foto: Verena Klein

Elisabetta Michel, 1999 in Lindau geboren, studierte Psychologie in Leipzig. Inzwischen arbeitet sie dort als Inklusionsbegleitung. Im Studium wie auch im Schreiben setzte und setzt sie sich intensiv mit postmigrantischen und intergenerationalen Themen auseinander. Auch feministische Bewegungen beschäftigen sie. Michel schreibt überwiegend Lyrik, die sich bereits auch in Magazinen veröffentlichte. Aktuell arbeitet sie gemeinsam mit anderen jungen Erwachsenen am Projekt 1000 junge Gegenwarten, einer sechsmonatigen Schreibwerkstatt am Haus der Kulturen der Welt in Berlin.

Anthologie mit prämierten Texten erscheint

Seit seiner Gründung vor knapp 70 Jahren unterstützt der Bezirk Schwaben die Kulturarbeit in der Region. Dabei nehme die Förderung der Literatur einen hohen Stellenwert ein. Teilnahmeberechtigt am Schwäbischen Literaturpreis sind Autorinnen und Autoren mit Lebensmittelpunkt oder biografischen Wurzeln im schwäbisch-alemannischen Kulturraum.

Eingereicht werden können kurze, bisher unveröffentlichte Erzählungen. Der Schwäbische Literaturpreis ist mit insgesamt 6.000 Euro dotiert. Davon entfallen 2.500 Euro auf den Hauptpreis, 2.000 Euro auf den zweiten und 1.500 Euro auf den dritten Platz. Der Nachwuchspreis beinhaltet eine Einladung zum Irseer Pegasus, einem mehrtägigen Schreib-Workshop unter der Anleitung erfahrener Schriftsteller/-innen.

Die prämierten Texte des Jahres 2022 werden zusammen mit weiteren von der Jury ausgewählten Einreichungen in der Anthologie Lost Places. Verlorene Orte (Wißner Verlag) veröffentlich.

Die Jury 2022:
• Prof. Dr. Bettina Bannasch (Universität Augsburg) • Oswald Burger (ehem. Literarisches Forum Oberschwaben) • Dr. Theresia Dingelmaier (Universität Augsburg) • Dr. Michael Friedrichs (Wißner Verlag) • Dr. Saskia Grandel (Bezirk Schwaben) • Dr. Sylvia Heudecker (Schwabenakademie Irsee) • Dr. Ulrike Längle (ehem. Franz-Michael-Felder-Archiv Bregenz) und • Dr. Sebastian Seidel (Sensemble Theater Augsburg). Den Vorsitz hatte Dr. Michael Friedrichs inne.


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