Morgen wird auch ein schöner Tag, sagte die Eintagsfliege
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Bertolt Brecht – Heiner Müller – Thomas Brasch. So lautet der Dreischritt, den die Macher des Brecht-Festivals, Tom Kühnel und Jürgen Kuttner, seit ihrem ersten Festival im Februar
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Bertolt Brecht – Heiner Müller – Thomas Brasch. So lautet der Dreischritt, den die Macher des Brecht-Festivals, Tom Kühnel und Jürgen Kuttner, seit ihrem ersten Festival im Februar 2019 gegangen sind. Wie Brecht für Müller, war auch Müller für Brasch eine wichtige literarische Vaterfigur. Müller seinerseits nannte Brasch eine der »größten Begabungen« seiner Generation. Mit kompromisslos analytischem Scharfsinn beschreibt der junge Brasch zunächst die offen zutage tretenden Widersprüche seiner Zeit in der DDR. In jenem Staat, den die Generation seiner Väter aus der Erfahrung des überwunden geglaubten deutschen Faschismus mit hohen Idealen zu einem Paradies der Arbeiter und Bauern machen wollte, der nun aber immer unverhohlener drohte, mehr und mehr zu einem totalitären Überwachungsstaat zu verkommen. Braschs Haltung dabei ist keineswegs die des Oppositionellen oder Dissidenten, zu dem man ihn später im Westen aus »Marketinggründen «, die er natürlich sofort durchschaute und entsprechend verabscheute, gerne stilisierte.
Vielmehr galt sein Bestreben immer der Suche nach einer auf Erkenntnis und Verbesserung der Verhältnisse abzielenden Dialektik. Schaut her, so kann‘s nicht bleiben! Für ihn war die »Ästhetisierung des Widerspruchs« der zentrale Aspekt künstlerischen Wirkens. In seiner Dankesrede zur Verleihung des Bayerischen Filmpreises 1981 formuliert er dies in etwa so: Nicht die Künste werden die Widersprüche abschaffen, sie können sich ihnen »nur aussetzen«, um sie »besser zu beschreiben, sondern alle Kräfte, die zur gegenwärtigen Abschaffung der Zustände beitragen, die keine menschenwürdigen sind.«
20 Jahre ist es nun her, dass Braschs unerbittlicher, ästhetischer »Röntgenblick« auf die gesellschaftlichen Verhältnisse erlosch. Am 3. November 2001 starb er im Alter von 56 Jahre – wie Brecht – an Herzversagen.
In dieser Inszenierung setzen sich Tom Kühnel und Jürgen Kuttner intensiv mit dem Leben dieses viel zu wenigbeachteten Schriftstellers auseinander. In einer revuehaften Verdichtung der Theatermittel entsteht ein vielstimmiges und widersprüchliches Bild eines großen Dichters.
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Wann?
(Samstag) 19:30