Selten wurde eine Nobelpreis-Entscheidung so freudig und so intensiv aufgenommen wie die fรผr Annie Ernaux. Das Werk der 1940 geborenen Franzรถsin setzt in den 1970er-Jahren ein, im deutschsprachigen Raum fand es erst spรคt die ihm gebรผhrende Resonanz. Mittlerweile liegt โ dank des Suhrkamp Verlags und der รbersetzerin Sonja Finck โ ein Groรteil ihrer Bรผcher, zuletzt ยปDas andere Mรคdchenยซ und ยปDer junge Mannยซ, auf Deutsch vor. Vielen gilt sie als Erfinderin des autofiktionalen Schreibens, permanent versucht sie, das eigene Ich neu zu erfassen und die sozialen Milieus von Herkunft und Aufstieg zu bestimmen. รber Ernauxโ Werk (und ihre umstrittenen politischen รuรerungen) diskutieren die Literaturkritikerin Iris Radisch (DIE ZEIT) und Rainer Moritz, Leiter des Hamburger Literaturhauses. Sie haben fรผr diesen Abend ihre Lieblingspassagen aus Ernauxโ Bรผchern ausgewรคhlt, die Schauspielerin Sibylle Canonica (Residenztheater) lesen wird.